Was ist "EWD"??? Doofe Frage?
Hat jreise schon erklärt.
Effektiv beeinflusst man damit, wie stark die Tragfläche gegenüber der Strömung angestellt wird, also wie die normale Fluglage bezogen auf die Querachse ist. D.h.
- bei geringer EWD ist die Tragfläche nur wenig oder gar nicht angestellt (kleiner Einstellwinkel). Die Luftströmung kommt direkt von vorne auf die Tragfläche, also fast parallel zur Profilsehne.
- bei hoher EWD ist die Tragfläche stärker angestellt (großer Einstellwinkel), also sozusagen die Vorderkante etwas angehoben.
Ist textlich echt schwer zu beschreiben.
Ein Bildchen kannst Du bei
Wikipedia sehen.
Ich gebe aber zu, ich verstehe das noch nicht so ganz ... werde es aber umsetzen können.
Z.B. "Erste Möglichkeit: Der Flug geht immer steiler nach unten und das Modell wird immer
schneller. -> Der SP ist zu weit hinten..." Ich bin davon ausgegangen, daß dann der SP
zu weit vorne ist, weil der Bixler nach vorne "wegfällt" ... komisch.
Das schöne an dieser uralten Methode ist, dass sie auch dann einfach funktioniert, wenn man nicht weiß warum.
Aber ich will auch immer wissen, warum ich etwas tue. Das hilft. Also:
SP und EWD sind nicht(!) unabhängig voneinander.
- Wenn ich bei einem gerade fliegenden Modell den SP etwas nach vorne setze, dann muss ich gleichzeitig(!) die EWD erhöhen (Höhe ziehen), damit es weiterhin gerade fliegt und nicht die Nase runter nimmt.
- Wenn ich bei einem gerade fliegenden Modell den SP etwas nach hinten setze, dann muss ich gleichzeitig(!) die EWD verkleinern (Tiefe drücken), damit es weiterhin gerade fliegt und nicht anfängt zu pumpen.
Also gehören für einen geraden Flug immer diese beiden Komponenten abgestimmt aufeinander zusammen.
Das heißt aber auch, dass ich einen
geraden Flug mit ganz
unterschiedlich eingestelltem SP (und passender EWD und damit passendem Einstellwinkel der Tragfläche) erreichen kann.
OK, wenn man nur das betrachtet, dann wäre die genaue Lage des SP (jetzt mal extreme Positionen ausgenommen) nicht so wichtig, da man einfach nur die dazu passende EWD einstellen müsste und das Modell fliegt gerade.
Aber da gibt es einen Haken: Das Flugverhalten ist stark davon abhängig, wie groß der Einstellwinkel der Tragfläche ist, der sich aus EWD und SP ergibt.
Erhöhung des Einstellwinkels bedeutet:
- höherer Auftrieb bei gleicher Geschwindigkeit
- niedrigere Geschwindigkeit bei gleichem Auftrieb
- effektiv: das Modell wird im Gleitflug langsamer
- die Gefahr eines Strömungsabrisses wird größer, besonders in engen Kurven. Stabilität um Längsachse wird daher geringer.
- weniger Ruderwirkung auf Höhe und Seitenruder wegen der geringeren Geschwindigkeit
- Gefahr des Strömungsabrisses bei Querrudereinsatz wird größer
- bei Geschwindigkeitszunahme (durch Kurven in den Wind oder Motor oder Böe oder...) nimmt das Modell die Nase hoch
Verkleinerung des Einstellwinkels bedeutet natürlich das Gegenteil bis zu:
- die Gefahr des Unterschneidens nimmt zu. Unterschneiden bedeutet, dass bei Geschwindigkeitszunahme das Höhenleitwerk nicht mehr das nach vorne gerichtete Drehmoment der Tragfläche ausgleichen kann. Der Flieger nimmt die Nase herunter, wird dadurch noch schneller, das Drehmoment wird noch größer, das HLW kann noch weniger dagegen arbeiten, die Nase geht noch weiter runter, die Geschwindigkeit steigt noch weiter an...
Das Ganze geht soweit, dass man das selbst mit voll gezogenem Höhenruder nicht mehr aufhalten kann. Es hilft dann nur noch durch Tiefe drücken (man scheut sich davor, weil es widersinnig klingt und sich anfühlt) einen halben Aussenlooping zu fliegen und dann bei geringerer Geschwindigkeit das Modell zu retten oder zu versuchen mit Querruder schneller in diese Lage zu kommen. Meist hält die Struktur der Tragfläche das aber nicht aus und der Flieger platzt in der Luft. Das ist mir zweimal bei meinem allerersten Flugzeug (Nachbau der Original Multiplex Alpha mit auf 3,20m vergrößerten Tragfächen und dadurch zu kleinem HLW-Hebelarm) als Jugendlicher passiert und die Teil stürzten dann aus gut 150-200m Höhe teils steil (Rumpf) teils langsam rieselnd (Tragfläche) herunter.
Fazit:
SP zu weit vorne= zu hohe EWD = zu hoher Einstellwinkel ist schlecht.
SP zu weit hinten = zu niedrige EWD = zu niedriger Einstellwinkel ist schlecht.
Aber man hat einen gewissen Bereich, in dem man SP/EWD variieren kann, in dem es noch nicht zu extremen Nachteilen kommt, aber die Flugleistung deutlich variiert.
Generell ist es für die Flugleistung gut, wenn SP/EWD relativ nahe vor dem Punkt sind, an dem das Unterschneiden beginnt. Jede weitere Vorverlegung des SP führt zu stärkerem Aufbäumen beim Geschwindigkeitswechsel.
- Ein Kunstflieger/Hotliner etc. möchte gar kein Aufbäumen beim Geschwindigkeitswechsel haben, sondern eine neutrale Fluglage. Der stellt den SP auf die hinterste mögliche Lage ein, bei der noch kein Unterschneiden auftritt. Das Modell fliegt dann bezgl der Querachse neutral. Lenkt man runter, dann fliegt er konstant runter.
- Andere Modelle sollen etwas Eigenstabilität aufweisen (Gutmütigkeit, gerade auch für Anfänger) und sich leicht abfangen. Hier stellt man den SP ganz leicht nach vorne, so dass bei einem Geschwindigkeitswechsel das Modell selber die Nase leicht hoch nimmt und diesem entgegenwirkt. Aber nur leicht, damit kein Aufschaukeln durchs Aufbäumen entsteht.
- Klassische Thermiksegler sollen vor allem viel Auftrieb erzeugen. Hier legt man den SP noch ein kleines bisschen mehr nach vorne, aber noch deutlich von dem gefährlichen Strömungsabriss entfernt. Dadurch erreicht man, geringeres Sinken/besseres Annehmen von Aufwinden und erkauft sich das damit, das das Modell nur in einem geringen Geschwindigkeitsbereich gut fliegt, weil es sich sonst aufbäumt und man aktiv dieses aussteuern muss.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Der gerade Flug an sich hilft einem noch nicht, die Kombination aus SP/EWD zu beurteilen, da der gerade Flug eben bei vielen Kombinationen erreicht werden kann. Jetzt kommt (endlich, wann hört der endlich auf) die Abfangmethode.
Ausgehend davon, dass das Modell gerade fliegt (Wichtig), als SP/EWD aufeinander abgestimmt sind, drückt man das Modell nach unten, lässt das Höhenruder los und beobachtet, was passiert. Man erhöht also die Fluggeschwindigkeit und beobachtet dann, wie das Modell damit klar kommt.
Und jetzt ist hoffentlich klar, was man da sieht:
- schnelles starkes Aufbäumen = zu hoher Einstelwinkel, also muss man die EWD verringern. Und bei einer verringerten EWD muss man den SP nach hinten legen, um weiterhin einen geraden Flug zu haben.
- Unterschneiden = zu niedriger Einstellwinkel, also muss die EWD vergrößert werden. Und bei einer vergrößerten EWD muss man den SP nach vorne legen, um weiterhin einen geraden Flug zu haben.
Das Missverständnis ("Modell geht runter und unterschneidet, warum dann SP nach vorne?") liegt darin, dass er eben nur bei höherer Geschwindigkeit (Abfangtest) die Nase herunter nimmt und nicht im normalen Flug. Der Effekt wird nicht durch die SP-Lage, sondern durch Drehmomente verursacht.
Jetzt alle verwirrt?
Wir bauen mit unseren Jugendlichen im Verein immer einen Wurfgleiter, bei dem man alle Sachen (SP/EWD/Flugrichtung) leicht ändern kann und probieren aus, was welchen Einfluss hat.