Dimensionierung vor Reglern und Leitungen

#1
Hallo Zusammen,

mir ist beim Stöbern immer mal wieder aufgefallen, dass teilweise viel zu große Regler und Leitungen verwendet werden. Ich möchte hier nun einmal kurz etwas über die Zusammenhänge schreiben, dann wird vielleicht einiges klarer.


Der einfachste Weg herauszufinden, ob meine Regler passen geht über die Flugzeit und Akkugröße.

Angenommen wir fliegen einen Quad mit einem 3000 mAh Akku. Nach 10 min Flugzeit ist der Akku leer.

Aus diesen drei Daten (Quad -> vier Regler, der Kapazität von 3 Ah und der 10 min Flugzeit) lässt sich nun leicht der durchschnittliche Strom pro Regler errechnen.

Zuerst den Gesamtstrom: der Akku kann 3 Ampere Strom für eine Stunde abgeben. Da er bei unserem Beispiel aber nur 10 min hält, ist der Strom um den Faktor 6 höher (60 min geteilt durch 10 min). Der Gesamtstrom beträgt also 3 A * 6 = 18 A. Dieser Gesamtstrom teilt sich nun annähernd gleich auf alle vier Motoren auf. 18 A / 4 Regeler = 4,5 A pro Regler.

Für so ein Beispiel wäre also z. B. ein 10A Regler völlig ausreichend. Gehen wir davon aus dass wir gemittelt über die 10 min auf Halbgas fliegen, so sind die Ströme bei Vollgas etwa doppelt so hoch. Bei einem FPV Copter reicht es wenn der Brust-Strom doppelt so hoch ist wie der durchschnittliche Strom, bei einem Spaßcopter zum rumheizen mit vielen Vollgas-Abschnitten würde ich den Dauerstrom doppelt so hoch wie den durchschnittlichen Strom auslegen.

Ein 40A Regler für einen CF2822 auf einem Copter der 50 cm Klasse ist also hoffnungslos überdimensioniert und völlig unnötig. Bei einigen Robbe Motoren gibt es in der Beschreibung eine Tabelle mit welchem Propeller welcher durchschnittliche und maximale Strom zu erwarten ist. Das deckt sich relativ genau mit den Werten die wir nach der beschriebenen Methode errechnen können, obwohl die Robbe-Werte wohl experimentell ermittelt wurden.


Wie dick müssen die Leitungen vom Regler zum Motor sein?

Zum Verständnis ist folgender Zusammenhang entscheidend: Je dünner die Leitungen, umso mehr verringert sich die maximale Drehzahl. Die Drehzahl der von uns verwendeten BL-Motoren ist von der Höhe der Spannung abhängig. Der Faktor wird bei jedem Motor als KV-Wert angegeben.

Betreiben wir zum Beispiel einen 1200 KV (1200 Umdrehungen pro Voltminute) an einem 3s Akku (Akkuspannung 11,1 V). Über den Regler fällt ein bisschen Spannung ab, gehen wir von realistischen 10 Volt am Reglerausgang aus, so würde der Motor ohne Propeller im rlauf 12.000 Umdrehungen pro Minuten erreichen.

Schalten wir nun zwischen Motor und Regler eine Leitung, so verringert sich die am Motor erreichbare Spannung, da die Leitung an sich einen ohmschen Widerstand darstellt über welchen ebenfalls Spannung abfällt (oder einfacher gesagt: verloren geht).

Um diesen Spannungsfall errechnen zu können benötigen wir:

- die Länge der Leitung, l in Meter
- den Strom pro Leitung, I
- das Material der Leitung, K (kappa), bei Kupferleitungen 56 m/ohm*mm^2
- den Querschnitt der Leitung, A (in mm^2)

Alle Daten sind recht einfach herauszufinden, bis auf den Strom pro Leitung. Dazu sollte man folgendes wissen: unsere BL-Motoren sind nichts anderes als Drehstrommotoren, welche in Sternschaltung betrieben werden. Das hört sich kompliziert an, bedeutet aber nichts Anderes als dass sich der Gesamtstrom zu drei gleichen Teilen auf die drei Leitungen verteilt.

Greifen wir noch mal unser Beispiel von der Reglerdimensionierung auf. Wir möchten aber den größten Verlust an Drehzahl ermitteln, also verwenden wir auch den maximalen Strom. Gehen wir von 4,5 A * 2 = 9 A aus.

Das bedeutet nach dem Stromzusammenhang in der Sternschaltung ein Strom von 3 A pro Leitung.

Damit haben wir alle Variablen mit welchen wir durch die folgende Formel die abfallende Spannung ermitteln können:

l * I
-----
K * A

(Länge der Leitung multipliziert mit dem Strom, geteilt durch die Leitfähigkeit/das Material sowie geteilt durch den Querschnitt)

Ich erspare euch das Rechnen und habe mal beispielsweise mit drei Leitungsquerschnitten gerechnet und dabei eine Leitungslänge von 20 cm = 0,2 m angenommen:

0,1 mm^2 ergibt 0,107 Volt
0,5 mm^2 ergibt 0,021 Volt
1,5 mm^2 ergibt 0,007 Volt

Die abfallende Spannung ist im Vergleich zur Gesamtspannung überraschend gering. Ich habe spaßeshalber noch errechnet wie sich die Leitungen auf den Motor auswirken:

bei 0,1 mm^2:
- Spannung am Motor 9,893 Volt anstatt 10 Volt
- max. rlaufdrehzahl 11.872 anstatt 12.000 Umdrehungen pro Minute
- oder ausgedrückt in Prozent: 1 % Drehzahlverlust

bei 0,5 mm^2:
- Spannung am Motor 9,979 Volt anstatt 10 Volt
- max. rlaufdrehzahl 11.975 anstatt 12.000 Umdrehungen pro Minute
- oder ausgedrückt in Prozent: 0,2 % Drehzahlverlust

bei 1,5 mm^2:
- Spannung am Motor 9,993 Volt anstatt 10 Volt
- max. rlaufdrehzahl 11.992 anstatt 12.000 Umdrehungen pro Minute
- oder ausgedrückt in Prozent: 0,07 % Drehzahlverlust

Es ist glaube ich nicht schwierig zu erkennen, dass dicke Leitungen völlig sinnfrei sind. Selbst der Verlust von 1% bei dem dünnen Klingeldraht kann völlig vernachlässigt werden. Die Toleranzen des Copters, des Motors, des Reglers und des Propellers sind um ein vielfaches höher. Wer glaubt seinen Kopter durch dicke Leitungen zu verbessern irrt gewaltig.

Die einzige Eigenschaft die dicke Regler und Leitungen gemeinsam haben: sie kosten mehr und verringern die Flugzeit und Wendigkeit des Kopters durch das erhöhte Gewicht.

Konfigurationen mit 10A Reglern und 0,1 oder 0,2 mm^2 Leitungen sind in der 50 cm Klasse völlig ausreichend!



Und nun lasset die Diskussionen beginnen :D

Gruß
Noel
 

DasWollvieh

Testet alles kaputt
#2
Hallo Noel

Zwei Anmerkungen hätte ich dazu:
Regler:
Deine Ausführungen stimme ja soweit. Doch was ist wenn der Fall eintritt, das ein Copter im Hohen Grass landet und so kurzzeitig als Rasenmäher funktioniert?
Zu knapp dimensionierte Regler gehen da schnell mal in Rauch auf.

Zu den Motorleitungen:
Deine ganzen Berechnungen sind auf Gleichstrom bezogen. Es sind aber auf den Motorenleitungen Frequenzen von bis zu 450kHz zu Gange.
Da kann man die Berechnungen für Gleichstrom zwar als Anhaltspunkt sehen, aber nicht absolut.
Stichworte: Skin-Effekt/ Wechselstromwiderstand.

So sehe ich Dein Fazit, das in der 50ch Klasse 0,1 oder 0,2 mm^2 ausreichen als nicht zutreffend.

Gruss
Wolfi
 

Atarix777

Erfahrener Benutzer
#3
Kannst du Gedanken lesen? Ich war genau heute auf der Suche nach ein paar Rechenbeispielen, da mich das ganze sehr interessiert - das war genau was ich gebraucht habe ^^. Und wie schaut es mit der verwendung von Silikonkabeln aus (also wegen der Waerme), gibts da auch ein paar Rechenbeispiele dazu?

In meinem aktuellen (ersten) Kopter hab ich normales 0,75 mm Kabel verwendet, weil ich kein anderes zur verfuegung hatte, bisher hat das ohne weiteres geklappt...
 
#4
Hallo Zusammen,

@ Wolfi: Die meisten Regler arbeiten im Bereich von 5 bis 25 kHz. Das ist aber nur die PWM-Frequenz, mit der die Sinuskurve nachgebildet wird. Der Skineffekt hätte, wenn er denn in diesen Frequenzbereichen genügend groß wäre (bei 10 kHz ca. 0,6 mm Skin-Tiefe) nur eine Art Tiefpasswirkung auf das PWM-Signal.

Der Wechselstromwiderstand liegt in der Kapazität zwischen den Leitungen begründet. Die wird höchstens größer, wenn die Leitung dicker werden (mehr Fläche).

Nur mal so zu Vergleichszwecken: In der Audiotechnik wir häufig 1 kW oder auch mehr über bis zu 20m lange 2,5 mm^2 Leitungen geschickt. Hier sind die Ströme und Wege deutlich höher, die Frequenzen aber ähnlich. Der Skineffekt spielt aber auch hier nur eine sehr untergeordnete und nicht berücksichtigte Rolle und wird höchstens bei Vodoo-Leitungen als Verkaufsargument verwendet.

Das ich mit einem normal dimensionieren Regler keinen überlasteten Motor lange betreiben kann sollte klar sein. Wer regelmäßig seinen Rasen mäht kann ja den Regler größer dimensionieren...

@Atarix: Welche Wärme meinst du genau? Zu der Wärme der Leitung kann ich folgendes sagen: wenn Du den von mir errechneten Spannungsfall mit dem fließenden Strom multiplizierst, erhältst Du die entstehende Verlustleistung in Watt, die die Wärme erzeugt. Im 0,1 mm^2 Beispiel sind das ganze 0,32 Watt, ich denke die Erwärmung ist noch nicht mal messbar.

Viele Grüße
Noel
(der erfolgreich seit langem CF2822 und Roxxy 2824-26 an 10A Reglern mit 0,22 mm^2 Leitung betreibt :D )
 
#5
Bei Quads ist normalerweise genügend Kühlung vorhanden, doch zu Beispiel bei einem Pylonracer oder Hotliner, wo alles auf engstem Raum ist, kann manchmal nur ungenügend Luft zirkulieren. Ein bisschen Verlust nehme ich bei meinen Flugmodellen gerne in Kauf, wenn ich mir dafür kein Waffel-oder Holzfeuerchen ansehen muss. Ein Regler der so wunderschön von isolierendem Schaumstoff isoliert war, hab ich ab und zu schon brennen sehn. Bei einer grosszügigen Dimensionierung entwickelt sich weniger Wärme.
Das ist eine reine Vorsichtsmassnahme.
Im weiteren ist auf die vom Hersteller diktierten Werte oftmals kein 100%iger Verlass und 99% sind zuwenig.

lG
Markus
 

Atarix777

Erfahrener Benutzer
#6
@illuminati235 - Ich würde gerne wissen/verstehen, warum die meisten Bastler Silikonkabel beim Modellbau verwenden, die bis 200C Wärmeentwicklung nicht Schmilzen. Wie, Warum und Wann kommt man denn in diesen extrembereich? Warscheinlich eher bei einem Kurzschluss...?
 
#7
So kurze Leitungen so heiß zu bekommen ist schon schwierig. Bei Reglern mit 100A kann's aber schon etwas wärmer zu gehen.

In diesen Leistungsbereichen wird ja auch nicht nur die Leitung an sich warm, sondern der Regler und der Motor erzeugen auch eine gewisse Abwärme und haben vielleicht heiße Kontaktflächen. Auch wenn eine PVC-Leitung nicht direkt schmelzen würde, so ist man mit einer Silikonleitung auf Dauer besser bedient, da diese nicht so schnell spröde wird und auch nach vielen warm-kalt-Perioden noch gut biegbar ist, ohne dass Teile von der Isolierung abbröckeln.

Würden die Leitungen durch Eigenerwärmung ständig in Temperaturbereiche von 200° C kommen, hätte man sicher auch Probleme mit den Lötstellen.

Gruß
Noel
 
#9
Silikonkabel verwendet man da sie flexibler sind und die Isolierung beim verlöten nicht schmilzt, sie uv beständig sind, und die Isolierung nicht spröde wird ...
 

Atarix777

Erfahrener Benutzer
#12
Ich denke schon, an sich ist der Knoten jetzt geplazt und ich bin fast soweit, einen Looping mit dem KK board im Acromode zu machen. Im Schnitt fliege ich jedentag 30-60 Minuten und Unfälle hab ich nur noch wenn- und weil ich es extrem drauf anlege ;-)

Was das FPV angeht, so brauch ich halt wegen den Kosten noch ein bischen weil ich ja zwischendurch einen Autounfall hatte, der mich einiges gekostet hat. Momentan warte ich auf eine Quadrixette 40 + AQ50D + Foxtech Horyzon und habe auch schon 4 X Suppos + Emfänger dafür auf dem Tisch - später schau ich mal nach der Bezeichung und hoffe, dass mir jemand hier einen Tipp bzw. passender ESCs geben wird (glaube naemlich, dass ich die falschen Motoren gekauft habe).

Im Juli ist dann leider "Sparen" angesagt (in der Zeit sollte ich dann die Quadrixette 40 fertig haben und Einfliegen - vorausgesetzt das Board bleibt nicht beim Zoll hängen) und im August will ich mir dann ein FPV Set (Dominator+TX+RX) zulegen und endlich in die neue Welt einsteigen.

Auf jedenfall will ich die Quadrixette wirklich ganz Sorgfälltig und Sauber aufbauen, denn da steckt ja dann doch um einiges mehr an Geld drin und über das "Schnell, schnell" feeling wie beim ersten Kopter hab ich nun auch unter Kontrolle ;-D

Jetzt gehts um Qualität (ah, Stichwort - ich brauch gleich mal ne Rolle Silikonkabel... ^^)
 

Atarix777

Erfahrener Benutzer
#14
Hehehe, warscheinlich war es spannend weil ich viele nette Helfer hatte - und immer wenn wieder was geklappt hat, konnten wir uns das Erfolgserlebnis teilen (zudem bilde ich mir ein, dass der Thread auch vielen weiteren KK Neueinsteigern wirklich helfen koennte) ;-D

Ich werde wohl meine Quadrixette auch wieder mit vielen Bildern etc. Dokumentieren (in der Hoffnung, dass es dieses mal nicht wieder einen Monat dauert, bis das Ding fliegt ^^) - hab mir auch schon ueberlegt, einen neuen Youtube Kanal o.ae. nur fuer RC zu erstellen. Unglaublich, aber ich habe meine Zocksucht komplett ersetzt und Spiele garnicht mehr, vielleicht sollte ich ein paar meiner Konsolen und Konverter zu Geld machen und in mehr RC Zeug investieren ^^.

So, ich geh nun mal raus (40 Grad) und teste meinen DJI Clone Rahmen, danach komme ich mal mit der Bezeichnung meiner Motoren zu Berechnung des passenden ESCs. So kommen wir naemlich auch wieder zurueck zum Topic - sonst wird der Admin Sauer!
 

Atarix777

Erfahrener Benutzer
#15
So, bin wieder da... Also ich habe mir folgende Motoren für meine Quadrixette 40 zugelegt: A2212 13T 1000KV ( http://www.chinabuye.com/a2212-13t-...ter-brushless-outrunner-motor-for-rc-aircraft ).

Ich habe diese zwar nicht von der Webseite sondern hier in Europa gekauft, aber es sind genau die auf der Abbildung. Nun frage ich mich, ob hierfür 12A ESCs genügen (auf der Webseite steht ja 9A), denn ich habe mir in meinem Jugendlichen Leichtsinn irgentwie 25A ESCs bestellt - kann mich aber nicht daran erinnern, warum (seit meiner Bestellung sind schon ein paar Wochen vergangen, in der zwischenzeit ist viel passiert ^^).

Wie auch immer, ich nun etwas verwirrt...
 
#20
Danke......ich habe Roxxy 2824/26 mit 12A Reglern und wollte schon auf 18A Regler austauschen.
Das erspar ich mir jetzt und fliege weiter mit den 12ern. Hatte bis dato auch keine Probleme, dachte nur dass sie zu schwach dimensioniert seien.
Gruß, Alex
Du kannst ja zur Sicherheit noch mal die Flugzeit messen und den Strom ausrechnen... Dann weißt Du wie viel im Schnitt durch die Regler fließt. Werden die Regler im Flug nennenswert warm/heiß?

Ich habe auch schon mal gelesen dass die Plushs bei Überlastung nach einiger Zeit die Leistung/Drehzahl automatisch drosseln, ähnlich der Akku-Schutzschaltung. Kann das jmd. bestätigen?

Gruß
Noel
 
FPV1

Banggood

Oben Unten