Also so viele Halbwahrheiten die hier verzapft werden sind ja kaum beim Lesen auszuhalten!
Ich habe ebenfalls eine MD4-200 und kann sie mit "aktuellen" Koptern sehr gut vergleichen.
1. Frame:
Dieser besteht ausschließlich aus CFK und ist im Gegensatz zu den Behauptungen hier trotz geringen Wandstärken und geringem Gewicht sehr robust. Vermutlich deutlich robuster als das was ihr von euren heutigen Koptern erwarten könnt.
2. Flight Controller:
Dieser ist in keinster Weise mit Naza & Co. vergleichbar und auch nicht durch eine solche ersetzbar. Von der Leistungsfähigkeit steckt er auch heute noch die meisten FCs in die Tasche. Funktional kommt vielleicht am ehesten noch der Pixhawk an ihn ran.
Der FC ist integraler Bestandteil der MD4-200 und besteht aus einzelnen Boards, die nicht durch ein separates Gehäuse zusammengehalten werden.
Der FC zeichnet im Übrigen auch alle wichtigen Flugdaten intern auf einer MicroSD Karte auf, welche man auch selbst hinterher mit der Bodenstationssoftware ausgiebig auswerten kann, also ein integrierter Crash-Rekorder den ansonsten bestenfalls der Pixhawk bietet.
Und nebenbei bemerkt, die Positionshaltegenauigkeit der MD4-200 ist immer noch mindestens genau so gut wie bei aktuellen Modellbau-FCs. Ein Flyaway ist mir nicht bekannt geworden, es sei denn der Wind hätte mal eine verblasen.
3. ESCs und Motoren:
Die ESCs sind mit auf den FC Boards und somit auch nicht ersetzbar. Die Motoren wurden von Plettenberg speziell für die MD4-200 entwickelt und verfügen zusätzlich über Hall-Sensoren, um auch bei kleiner Drehzahl noch gut regelbar zu bleiben. Zudem schalten sie bei Hindernisberührung sofort automatisch ab, für maximale Sicherheit. Generell ist die MD4-200 auf niedrige Drehzahl und damit konkurrenzlos niedrigen Lärmpegel ausgelegt, daher auch die großflächigen CFK-Propeller.
4. Akkus:
Die MD4-200 hat proprietäre 4S-Akkus bei 2300mAh. Prinzipiell kann man eigene Akkus basteln, da als Akkustecker ein normaler MPX Hochstromstecker verwendet wird. Es geht allerdings eng unter der Haube zu.
5. Video- und Telemetrie-Downlink
Die alten MD4s wurden mit 35 MHz-Technik von MPX und ACT, sowie mit 2,4 GHz-Videotechnik von VTQ ausgeliefert. Diese Videoanlage mit ca. 160mW Sendeleistung und im 2,4 GHz Behördenband darf nur mit Genehmigung betrieben werden und ist NICHT kompatibel mit üblichem 2,4 GHz Modellbauequipment. Dafür stört aber auch z.B. auf einem Modellflugplatz keine normale 2,4 GHz-Fernsteuerung das Videosignal.
Über den Audio-Kanal des Videosenders werden zudem die Terlemetriedaten übertragen und in der Bodenstation mit Hilfe eines USB-Adapters ausgewertet. Ich habe mir hierfür extra einen kleinen OSD-Adapter gebaut, der mir die Telemetrie am Boden, also hinter dem Empfänger in mein Videobild einspeise um vom PC unabhängig zu sein.
Da der FC ein normales PPM Summensignal versteht, war es einfach, meine MD4-200 auf 2,4 GHz umzurüsten. Und als Videosender ist inzwischen ein normaler 5,8 GHz Videosender eingebaut, der ebenfalls Telemetriedaten per Audio überträgt.
6. Fähigkeiten allgemein:
Bedingt durch die niedrige Drehzahl ist das Geschwindigkeitspotential ziemlich gering. Normalerweise begrenzt die FC die Geschwindigkeit auf 5m/s. Maximal 8m/s Wind sind zugelassen. In diesem Punkt sind unsere typsichen (Modellbau)Kopter also überlegen.
Dafür ist die MD4-200 dann aber wetterfest und lässt sich durch einen Regenschauer nicht aus der Ruhe bringen.
Die MD4-200 ist in Verbindung mit der Bodenstationssoftware wegpunktfähig, wobei auch komplexe Missionen mit entsprechender Kameranachführung programmiert werden können. Ansteuern kann sie sowohl ein Servo-Gimbal mit Nick- und Rollachse als auch ein leichtes Brushless-Gimbal, in meinem Fall ein Walkera G-2D. Zudem ist bei einer entsprechenden Fotokamera auch Zoomen und Fernauslösung möglich. Ich habe z.B. noch eine alte steuerbare Pentax A40 im Servogimbal, welche ich dank Schnellverschluss je nach Bedarf gegen mein Walkera-Gimbal mit GoPro tauschen kann.
Den heutigen Wert zu beziffern ist sehr schwer. Die MD4-200 wurde und wird in einer Kleinserie gebaut, deren Zielmarkt nie der Hobbyist sondern immer der Behörden-Markt war. Dieser Markt hat eigene Gesetzmäßigkeiten und verlangt z.B. Schulung, permanente Beratung und Hilfestellung bei allen Fragen inkl. Reparaturservice. Das alles muss bezahlt werden und das bestimmt somit den Anschaffungspreis der Drohne.
Es kann hier also nur um einen Sammler- oder Liebhaberpreis gehen, denn einen blühenden Gebrauchtmarkt für solche Geräte gibt es nicht. Der TE sollte sich also Zeit damit lassen, den passenden Abnehmer zu finden, oder mal bei Microdrones anrufen, ob die einen Interessenten wissen. Einige tausend Euronen sind auf jeden Fall noch drin, wenn alles in sehr gutem Zustand ist.
Gruß Gerd