Hallo,
erstmal möchte ich mich entschuldigen, daß hier so lange nichts erschienen ist. Job und andere Hobbys haben mich einige Monate anderweitig beschäftigt...
Voraus mein Fazit zu der Geschichte: Das Ziel, einen funktionierenden FPV-mSR zu bauen, habe ich zwar erreicht, aber aufgrund der Flugeigenschaften würde ich es niemandem weiterempfehlen. In der Zwischenzeit hat E-Flite allerdings den 120 SR rausgebracht...
Trotzdem, für alle, die es noch interessiert, mein Baubericht und ein paar Bilder:
Der Weitwinkelvorsatz ist aus einer so genannten "Jelly Lens" gebastelt,
die es bei der Bucht fast geschenkt gibt.
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Dieser 2,6 g schwere grüne Plastikklumpen muß zunächst unter Anwendung von mehr oder weniger sanfter Gewalt zerlegt werden. Das Gehäuse ist verklebt und muß zerstört werden, aber die Linsen sind irrsinnig kratzempfindlich, also aufpassen!
Ich habe das Gehäuse einfach angesägt und konnte es dann aufstemmen, die kleine hintere Linse ließ sich samt ihrem Plastikhalter entnehmen. Die große konkave Frontlinse war nur zu erreichen, indem ich den vorderen Gehäusering mit einer Zange Stück für Stück herausbrach. Es blieben übrig: Frontlinse, kleiner Plastikhalter, hintere Linse (deren Einbaurichtung merken!).
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Ein BIC-Kuli spendete einen Abschnitt aus seinen Deckel, um einen passenden, leicht konischen Abstandhalter zwischen hinterer Linse und CMOS-Modul zu erhalten. Alle Bauteile habe ich zunächst mit Isolierband zu einem "Objektivtubus" zusammengewickelt, aber das war keine Lösung auf Dauer. Der Optiker meines Vertrauens hat mir dann für ein Trinkgeld alles sauber mit UV-härtendem Klebstoff (wichtig: keinen Sekundenkleber oder lösungsmittelhaltige Klebstoffe verwenden!) zusammengepappt, anschließend habe ich nur noch die Kanten mit Edding geschwärzt. Die knappen 8 mm Innendurchmesser des Kulideckels erzeugen eine perfekte Klemmpassung, der Konverter hält von selbst auf dem CMOS-Modul. Das Ergebnis ist ein horizontaler Sichtwinkel von ca. 90° (statt 62°), aber leider auch etwas schlechtere Bildqualität.
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Der Zusammenbau der eigentlichen Kameraausrüstung war nicht ganz einfach, aber mit einem 15-Watt-Lötkolben mit feiner Spitze, ruhigen Händen, guten Augen und etwas Löterfahrung in drei oder vier Stunden erledigt. Da waren aber auch sechs Akkustecker dabei und viele Kontrollmessungen, ob alles richtig zusammenhängt.
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Außer den an den JST-Steckern hängenden Kabeln kam 0,2 mm feiner Lackdraht zur Verwendung, den ich dafür ausdrücklich empfehlen kann. 1 m davon wiegt weniger als 0,3 Gramm! So kann man ohne Reue etwas mehr davon verlegen (15 cm vom Tx zur Kamera reicht). Der Draht hat nur eine sehr dünne Isolierschicht aus Lack, die einfach an der Lötstelle abgebrannt wird, deshalb ist er auch recht flexibel. Wenn ein geringes Gewicht oberste Priorität hat und ohnehin das ganze System ungeschirmt läuft, ist sowas absolut ideal. Sehr viel dickere Drähte können in die winzigen Löcher der Platinen ohnehin nicht eingelötet werden.
Tatsächlich ist - wenig überraschend - eine der wichtigsten Grenzen die der Handhabbarkeit. Die Akkustecker wären locker 2 oder 3 cm kürzer zu machen gewesen, aber man muß auch mit den Fingern noch rankommen. Die Stecker sitzen im Neuzustand manchmal ziemlich fest, dann muß man Kraft anwenden können, ohne gleich an ner Lötstelle zu zerren. Wichtig: die Stecker von hinten mit einem winzigen Tröpfchen Sekundenkleber fixieren! Sonst rutschen sehr leicht die Pins heraus.
Der allererste Schuß eines funktionierenden Kamera-Setups lag wirklich genau wie berechnet bei 4,95 g mit Weitwinkel - Punktlandung.
Allerdings habe ich nochmal ein halbes Gramm der Sicherheit opfern müssen: Zuerst wurden alle Lötverbindungen mit Isolierband (an Kabeln) und Heißkleber (auf den Platinen) isoliert. Das Bild hatte außerdem einen blauen Schleier um den Rand, den ich auf ein Lichtleck an der Trennung zwischen Kameragehäuse und Platine zurückführen konnte, meine Keychain-Cam hatte das auch. Die Kamera rundum mit einem Streifen Isolierband zu umwickeln schafft einfach Abhilfe. Ein weiterer Streifen Isolierband richtet die Kamera im Canopy aus. Um die Vibrationen einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen hilft es, eine möglichst feste Verbindung zu schaffen - das erhöht die Trägheit der schwingenden Masse und verschiebt die Resonanzfrequenzen nach unten, weg von der Anregungsfrequenz. For the record: Schwingungsentkopplung mittels Schaumstoff, Gummibändern oder was weiß ich ist bei einer Kamera von einem Gramm Masse vollkommen sinnlos. Viel wichtiger ist es, den Antrieb möglichst gut auszuwuchten.
Tx und Akkus sind mit kleinen Punkten von sehr feinem Klettband, das meinen alten 150 mAh-Lipos von Eflite beilag, befestigt. Das funktioniert hervorragend, die Teile sind sicher positioniert, aber trotzdem weich gebettet und leicht entfernbar. Alle Teile hängen innen am Canopy, das sich einfach abnehmen läßt. Bis alles untergebracht ist, hat es 7,6 g gegenüber 2,3 g im Urzustand, macht 5,3 g Mehrgewicht für das FPV-Setup. Das Startgewicht beträgt jetzt fast genau 33 g.
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Die 20-mAh-Akkus halten etwa 6 min und damit knapp länger als die Hyperion-Flugakkus. Das ist absolut ausreichend, man wechselt einfach immer beide gleichzeitig. Bei ca. 3,4 V fängt das Bild innerhalb weniger Sekunden stark zu rauschen an, es "schneit ein", aber soweit muß man es ja nicht kommen lassen. Zum Testen und Einstellen der Kamera hab ich sie einfach an einen 150er oder 180er Akku gehängt, der Saft reicht ewig.
Das Ladegerät schließlich fand seinen Platz innerhalb des Celectra-Gehäuses und zapft sich da auch seine 6 V. Leider hat es dort nur noch an der Rückseite freien Platz, weshalb es den Ladestatus (grüne oder rote LED) über ein Loch an die Wand dahinter "projizieren" muß. 20 mA Ladestrom schonen die teuren Flöhe.
Das überraschendste ist die gute Qualität der Funkstrecke. Angesichts der allgemeinen Probleme mit 5,8 GHz hatte ich mich auf das Schlimmste vorbereitet. Aber vielleicht verhält es sich tatsächlich so, wie ich mir das als HF-Laie zusammenreime: die 10 mW Sendeleistung sind so gering, daß es indoor fast keine Reflexionen gibt, die die billige 3-dB-Omni-Antenne noch erfassen könnte.
Abschattung war zunächst ein Problem, aber bei FPV Hobby habe ich für günstiges Geld eine 5-dB-Omni-Antenne, eine kleine Patchantenne und einen zweifach-SMA-Adapter erstanden. Das ist natürlich kein Diversity, aber deutlich besser als vorher. Die größere Omni allein reicht mit nur geringen Bildstörungen einmal quer durch die ganze Wohnung mit mehreren Wänden dazwischen.
Jetzt kommt der Haken an der Sache:
Ich bilde mir ein, den mSR recht gut zu beherrschen, aber mit den 5,5 g Zuladung ist er schon zu weit ausgereizt. Er steigt noch ganz ordentlich - aber für das Fliegen in der Wohnung, seine eigentliche Bestimmung, schwimmt er dann etwas zu viel; und für Flüge im Garten oder ums Haus hat er nicht mehr genug Saft. Probiert hab ich's wohl, es kam auch Lustiges bei raus (bei Youtube zu finden). Aber das Fliegen selbst war schon im Normalflug harte Arbeit - zu FPV hab ich mich kaum getraut. Ich schrecke auch immer noch vor der hohen Investition in eine Videobrille zurück, und auf dem Laptop oder Fernseher macht es keinen rechten Spaß.
Aber halt! Das Projekt ist noch nicht ganz tot.
Zum Geburtstag habe ich mir einen Blade SR 120 schenken lassen. Schon beim ersten Flug war mir klar, daß dieser Heli mit seinen ca. 100 g Startgewicht und 300 mm Rotordurchmesser eine viel, viel bessere Kameraplattform ist als der mSR. Er liegt stabiler in der Luft und hat natürlich auch deutlich mehr Druck. Dem 120 SR kann ich die Cam sogar an die Heckflosse schnallen, um die Servobewegungen mitzufilmen, und muß kaum nachtrimmen. Im Vergleich zum mSR ist der 120 SR wirklich ein gutmütiger Lastesel.
Das heißt aber auch, daß die Ausrüstung ein klein wenig schwerer sein darf. Insbesondere mit dem Weitwinkel war ich nie zufrieden. Die Kamera hat eigentlich eine hervorragende Abbildungsleistung, aber die billigen Vorsatzlinsen machen alles zunichte.
Es gibt wesentlich bessere Weitwinkeladapter mit Glaslinsen, die natürlich etwas mehr kosten und wiegen:
siehe Bucht.
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So ein Teil habe ich jetzt hier, und daraus wird der nächste Weitwinkeladapter gebaut. Leider ist das nicht mehr ganz so einfach wie bei der Jelly Lens. Zwar läßt sich das Alugehäuse wunderbar zerlegen, aber die Linsen mit dem richtigen Abstand wieder zusammenzusetzen ist schwieriger - bei der Jelly Lens war eine entsprechende Abstandshülse schon mit drin.
Außerdem habe ich ein kleines Mikro da, das ich noch anbringen will. Man hört zwar eh nur den Heli, aber ich glaube, daß mir diese Rückmeldung über die aktuelle Drehzahl beim Fliegen viel helfen würde.
Übrigens habe ich auch das schon erwähnte Komplettset ausprobiert. Leider war es mit der für mich "falschen" männlichen Seite eines JST-Steckers konfektioniert, das ist aber nicht schwer umzulöten. Von der Qualität bin ich leider weniger begeistert. Die Kamera ist wenig lichtstark, löst viel schlechter auf und das Bild hat starke Interlacing-Linien, der Ton wird von einem starken Brummen überlagert. Nicht empfehlenswert IMO.
Soweit von meiner Seite, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung...
Grüße, Frank