So, ich habe mich jetzt mal ein wenig in die Sache eingelesen und ich muss gestehen, dass ich mittelprächtig irritiert bin. Vorab zur Info: ich bin kein Elektrotechniker und kein Programmierer, sondern einfach nur ein dummer User, der all die veröffentlichten Statements hat auf sich einwirken lassen und der versucht, eins und eins zusammenzuzählen. Im richtigen Leben habe ich zwei DX8 Sender und fliege mit allem, was gut, teuer und "gefährlich" ist ausschließlich mit originalen Spektrum Empfängern. Lediglich an einen kleinen Styrobomber für die Halle lasse ich mal einen Orange Empfänger dran. Die Turnigy Funke verwende ich am Simulator und demnächst mit einem FRSky Modul. Ich habe mir die DSMX Module aus Interesse und Spielerei gekauft, und nicht um in bester Geiz-ist-geil Mentalität auf dem Flugplatz Geld am Fernsteuerequipment zu sparen. Auf gut deutsch: es ist mir persönlich für meine Art dem Hobby Modellflug nachzugehen vollkommen wurscht, ob von den Orange Modulen eine Gefahr ausgeht oder nicht, ich verwende sie eh nicht auf dem Platz. Mich interessiert das Thema mehr unter dem Gesichtspunkt: wie entsteht Meinung im Netz?
Wie stellt sich die Angelegenheit nun für mich als dummem User dar:
Auslöser der Diskussion ist ein Post von DD8ED vom 16.12.2012 im rc-network. Unter dem (etwas reißerischen) Titel "ChinesischesRoulette / Warnung!" heißt es wörtlich
Das bedeutet im Klartext, das es nur 8 verschiedene GUID für ALLE! dieser Module gibt. Werden zwei Module mit gleicher GUID am Platz betrieben, stören diese sich gegenseitig und es kann passieren, dass ein fremdes Modell kontrolliert wird.
Ich habe das für mich wie folgt übersetzt: Die Orange Module verfügen über 8 (und genau 8!) verschiedene Kennungen, unter deren Nutzung das Modul und ein Empfänger gebunden werden. Ist auf dem Flugplatz ein Modul aktiv, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 1:8, mit der ein zweites Modul mit genau dieser Kennung aktiv sein kann, und damit den aktiven Empfänger steuern kann, ohne expilizit mit diesem zuvor gebunden worden zu sein.
Die Dramatik dieser Aussage wird im Folgenden zusätzlich durch ein paar sehr plakative Aussagen unterstrichen, wie zum Beispiel
Das kommt besonders gut im Flug oder der Motor plötzlich Vollgas gibt wenn jemand am Modell steht oder arbeitet.
, oder
Ein Urteil darüber, wie hoch der Anbieter die Sicherheit seiner Kundschaft einschätzt, mag sich jeder selbst bilden.
Das wäre genauso, als wenn es z.B. auf 35 MHz nur 8 Frequenzen gäbe, keiner weiss auf welcher Frequenz sein Sender arbeitet und es keine Frequenzkontrolle gibt.
Was danach bei rc-network abging kann heute nicht mehr nachvollzogen werden, da der Fred chemisch gereinigt und anschließend geschlossen wurde. In anderen Foren wie z.B. rcheli ging es ebenfalls forentypisch hoch her, meist kann man sich die Lektüre bereits nach wenigen Seiten schenken, da es in den Diskussionen längst nicht mehr um die Sache selbst ging.
Irgendwann hat dann u.a. der DMFV das Thema entdeckt (oder es wurde ihm eröffnet), was den Referatsleiter Funk veranlasst hat, eine entsprechende Warnung herauszugeben und von der Nutzung der Module abzuraten. Interessanterweise kann ich diese Empfehlung auf der Seite des DMFV nicht (mehr) finden. Sollte ich nicht genau genug gesucht haben, wäre ich für einen Link dankbar. Zumindest hat rc-modellscout die Warnung aufgegriffen und am 13. Februar unter Bezugnahme auf die Warnung des DMFV ebenfalls vor der Nutzung der Orange Module gewarnt. Dort heißt es einleitend:
Aus gegeben Anlass warnt der Fachreferatsleiter Funk des DMFV vor der Verwendung von DSMX Sendermodulen...
Was genau dieser "gegebene Anlass" war, habe ich nicht herausfinden können. Dafür ergeht sich der folgende Text in einer Aneinanderreihung von Konjunktiven, die der Packungsbeilage eines Medikaments zur Ehre gereichen würde. Fakten Fehlanzeige, immerhin aber die (wie ich finde) mutige Empfehlung
Wir empfehlen daher vom Kauf oder gar Gebrauch dieser schlechten Kopien der Spektrum Sendermodul zu verzichten.
Was für ein Deutsch...
Der Neckar Verlag setzt in seiner Ausgabe 3/13 noch einen oben drauf und titelt an prominenter Stelle (erster redaktioneller Beitrag im Inhaltsverzeichnis) "Chinesisches Roulette! Achtung! Untaugliche Spektrum Plagiate". Wenn man sich diesen Artikel durchliest und ihn mit dem Post in rc-network vergleicht stellt man übrigens fest, dass in dem Artikel das Posting NICHT 1:1 aus rc-network übernommen wurde. Der Inhalt ist sinngemäß zwar identisch und einzelne Halbsätze wurden tatsächlich wortidentisch übernommen, insgesamt ist der Artikel aber (wenn überhaupt) eine redaktionelle Aufbereitung des Postings und in Details auch durchaus ausführlicher gestaltet. Als Autor wird Frank Tofahrn = DD8ED genannt. Das Posting #35 hier besagt zwar, dass der Beitrag aus rc-network unabgestimmt einfach übernommen wurde, was wir dann auch so zu glauben haben. Dass ein Verlag einen Forumsbeitrag aber einfach übernimmt, redaktionell überarbeitet und dann auch noch unabgestimmt einen Autorennamen hinzufügt (woher haben die den im Verlag eigentlich?) finde ich persönlich allerdings gelinde gesagt sehr verwunderlich.
Wie dem auch sei, der Fall zeigt eines mal wieder überdeutlich: Es wird an irgendeiner Stelle im Netz eine Warnung platziert. Wenn die Warnung nur hinreichend spektakulär ist, rückt die Frage, worauf sich die Warnung begründet und wie valide die Argumente sind, die zu der Warnung führen, in den Hintergrund. Zeit bringt Klicks und jeder will zu einem möglichst frühen Zeitpunkt mit der Meldung an die Öffentlichkeit. Saubere Recherche? Fehlanzeige. In der gesamten Diskussion habe ich bislang nicht einen einzigen Fall gefunden, in dem es tatsächlich zu einer ungewollten Beeinflussung durch zwei in räumlicher Nähe betriebenen Module gekommen wäre. Wer bei der Suche erfolgreicher war als ich, möge mich bitte an seinem Wissen teilhaben lassen. Das Ganze gleicht in meinen Augen einem Strafprozess, in dem der Angeklagte rein auf Grund von Gerüchten, Spekulationen und diverser Indizien verurteilt werden soll. Stichhaltige Beweise in Form von Messungen etc. existieren nicht.
Dass solche "Warnungen" in Zeiten des Internets Gang und Gäbe sind, dokumentieren die zahllosen Internetforen nahezu täglich. Über die Motivation der jeweiligen Autoren mag sich jeder seine eigene Meinung bilden, in der Regel ist und bleibt das Spekulation. Bis zu einem gewissen Grad habe ich mich daran auch gewöhnt, zumal die Veröffentlichung irgendwelcher Aussagen in der Regel ja ohne Konsequenzen bleibt. Erschütternd finde ich allerdings die Tatsache, dass die nachgeschalteten Meinungsbildner wie der DMFV oder Fachzeitschriften wie die Modell, nicht belegte Aussagen aus dem Internet inzwischen vollkommen kritiklos zu übernehmen scheinen. Ein ganz normaler Hobbypilot kann nach der Lektüre der DMFV Warnung oder des Modell-Artikels nur zu dem Schluss kommen, dass die Nutzung des Orange Moduls absolut verantwortungslos ist. An dieser Stelle würde mich mal eine Stellungnahme des DMFV oder des Neckar Verlags brennend interessieren...
Der Versuch von mir gestern hat aber eindeutig gezeigt, dass es in der Gesamtheit mehr als 8 verschiedene GUIDs geben muss, denn ansonsten hätte das getauschte Modul spätestens nach dem achten ID Change eine Bindung zum Empfänger herstellen müssen. Das war reproduzierbar nicht der Fall.
Das Experiment besagt übrigens NICHT, dass alles in Butter ist, und dass es zu keinelei gegenseitigen Störungen kommen kann. Es besagt lediglich, dass die Ansage
Das bedeutet im Klartext, das es nur 8 verschiedene GUID für ALLE! dieser Module gibt. Werden zwei Module mit gleicher GUID am Platz betrieben, stören diese sich gegenseitig und es kann passieren, dass ein fremdes Modell kontrolliert wird.
so pauschal, wie sie in dem Forumsbeitrag getätigt wurde, schlicht und ergreifend falsch ist. In welcher Form sich die Verfasser solcher Warnungen ihrer Verantwortung vor dem Absenden des Beitrags bewusst sein sollten, insbesondere angesichts der möglichen Bugwelle, wenn die Warnung von anderen aufgegriffen und weiterverbreitet wird, darüber mag sich jeder selbst seine Meinung bilden. Ich bin auch weit davon entfernt, über irgendwelche Absichten zu spekulieren, mich interessiert das nicht. Allerdings darf man sich umgekehrt auch nicht wundern, wenn andere weniger schweigsam sind und einseitige (Lobby)Interessen unterstellen.
In jedem Falle bin ich sehr gespannt, wie der technische Teil der Diskussion weitergeht, ganz gleich, ob sich die Module am Ende als sicher oder als unsicher herausstellen. Solange die Ergebnisse auf Fakten und nicht auf Spekulationen beruhen, ist mir jedes Ergebnis recht