Exakt dieses Thema, nämlich die plötzlich eingeführte Sperre zum Editieren bestimmter eigener Beiträge hatten wir erst vor ein paar Tagen:
http://fpv-community.de/showthread....bearbeiten-von-Beiträgen-wie-Bilderverwaltung Interessanterweise gab es damals nicht halb so viel Diskussionen wie jetzt, was mich damals ehrlicherweise etwas gewundert hat. Es kommt offensichtlich auch darauf an, wer eine solche Diskussion anstößt, aber egal.
Worum geht es eigentlich? Es geht darum, dass Beiträge und deren Anhänge nicht mehr beliebig editiert werden können. Gründe, warum dies beispielsweise bei Bauberichten oder bestimmten Technikbeiträgen unpraktisch ist, wurden bereits mehrfach genannt, weshalb ich mir eine Wiederholung schenke. Wenn ich Roberto hier und in den diverse Nazefreds richtig verstanden habe, geht es aber auch darum, irgendwie eine gewisse Struktur in einem Thema beizubehalten, weil genau das mit der Masse der User und deren Beiträge immer mehr aus dem Ruder läuft und dieser Entwicklung seitens der Moderation niemand entgegenwirkt. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, weshalb ich darauf noch zurückkomme.
Die Editiermöglichkeiten sind aber nur die Spitze eines Eisbergs von anderen Problemstellungen. Diese Punkte sind meiner Ansicht nach aber nur eine Seite der Medaille. Dabei stehen sich zwei durchaus gegensätzliche Interessenlagen gegenüber. Beide sind jedoch mit der zentralen Frage verknüpft:
Was macht eigentlich den Wert dieses Forums aus?
Auch wenn man es aktuell bezweifeln mag, aber in FPVC geht es alles in allem sehr gesittet zu, was eine angenehme Atmosphäre schafft. Ich persönlich mag keine Foren, wo unter Missachtung von Anstand und Höflichkeit ständig rumgepöbelt wird, oder Foren, in denen die User mehr damit beschäftigt sind, Smileys zu posten oder belanglosen Unsinn zu chatten, statt sinnvolle Beiträge zu veröffentlichen. Mit all dem haben wir hier, trotz der inzwischen erreichten Größe, erstaunlich wenige Probleme.
Der eigentliche Wert eines Forums ist aber dessen Content. Es sind die Bauberichte, die Entwicklungsbeiträge, es sind die Hilfestellungen für Einsteiger etc. Gerade was den Content angeht, hat FPVC eine enorme Qualität erlangt und stellt heute einen Wissensfundus dar, der in der Breite und Qualität zumindest im deutschsprachigen Raum nach meinem Dafürhalten konkurrenzlos ist. Gauss und Pareto sind jedoch überall, also auch in FPVC. 80% der User können mit dem was FPVC heute darstellt prima leben, ziehen Nutzen aus den Beiträgen oder steuern auch selbst dazu bei. Die anderen 20%, die ich der Einfachheit halber einfach halbiere (rein willkürlich), sind die beiden Seiten mit den unterschiedlichen Interessenslagen, und die haben besonders viel zu gewinnen oder zu verlieren.
Da sind zum einen eine kleine Gruppe User, die mit überdurchschnittlich viel Fachkompetenz und/oder Engagement lange Berichte schreiben, Entwicklungen vorantreiben und damit überdurchschnittlich viel Content beisteuern. Es liegt mir fern, hier irgendjemanden abzuwerten oder von oben herab geringzuschätzen. Aber in der Realität ist es doch so, dass bei einer Umfrage, wer am meisten zu dem hier angesammelten Know How beigetragen hat, sehr wahrscheinlich immer wieder die gleichen zwei bis drei Dutzend User genannt werden würden. Nachbrenner hat diese sehr trefflich beschrieben:
Ich glaube das betrifft besonders Leute die viel Content produzieren und deshalb automatisch viel Zeit und Herzblut da herein stecken. Da hast du automatisch eine gewisse emotionale Bindung zu dem Kram den du fabriziert hast und willst ihn auch selbst pflegen / perfektionieren / ändern können. Jede Hürde dabei empfindest du als negativ, zumal du ja logischerweise - außer positivem Feedback - keine Gegenleistung für deinen Content bekommst...
Wenn ich mir die letzten Monate in diesem Forum so ansehe, dann hat sich diese Gruppe ein wenig aufgeteilt. Da sind diejenigen, die das ewige Betonen von Regeln, das regulierende Eingreifen der Mods oder meinetwegen auch die Gängelung und Zensur einfach satt haben. Ob diese Begriffe im Einzelfall berechtigt bzw. angemessen sind sei dahin gestellt. In der Wahrnehmung dieser User ist das so, und deren Wahrnehmung bestimmt ihr Handeln. Diese User sind sich ihrer „Macht“ durchaus im Klaren, sie wissen sehr genau, dass ihr Content maßgeblich zur Qualität von FPVC beigetragen hat. Ein Teil dieser User haben sich in den vergangenen Monaten merklich zurückgenommen, weil sie nicht mehr bereit sind, ihr Wissen unter den gegebenen Umständen mit anderen zu teilen.
Einige andere User versuchen, von ihrer „Macht“ auch Gebrauch zu machen, indem sie mit mehr oder weniger Aufwand ihre eigenen Beiträge löschen oder um Löschung bitten. Ob das aus einer aktuellen Verärgerung heraus passiert, oder um wem auch immer in FPVC Schaden zuzufügen, sei dahin gestellt. Am Ende werden einzelne Themen mehr oder weniger stark zerfledert und im Extremfall einfach ein Fall fürs Archiv.
Die andere Hälfte von Paretos 20% sind die Macher dieses Forums. Diejenigen, die die Plattform bereitstellen und unterhalten, was, wie ich Kevin gerne glauben mag, mit eben so viel persönlichem Engagement verbunden ist, wie das Abfassen der vielen tollen Bauberichte etc. Die Wahrheit ist aber auch, dass diese Gruppe, im Gegensatz zu den Content liefernden Usern, auch etwas zu verlieren hat. Wenn der Liebesentzug der Poweruser nämlich zu groß wird und zu viele aus welcher Motivation heraus auch immer ihre Inhalte löschen, dann ist die Qualität von FPVC und damit alles, was dieses Forum ausmacht und von anderen unterscheidet, plötzlich bedroht. Und das hat dann zumindest mittel- und langfristig Folgen, an denen die Macher dieses Forums kein Interesse haben können.
Auch wenn manchmal der Anschein erweckt wird: dieses Forum wird nicht nur aus Spaß an der Freud oder irgendeiner caritativen Anwandlung heraus betrieben, da stecken natürlich auch handfeste andere Interessen dahinter. Um das ganz klar zu stellen: ich habe damit nicht das geringste Problem. Ich selbst würde den Aufwand niemals aus besagten rein caritativen Anwandlungen heraus auf mich nehmen und erwarte das deshalb auch nicht von anderen. Aber schon in der Vergangenheit hatte ich mehrfach den Eindruck, dass diverse Regelungen auch oder vor allem der Wahrung der eigenen Interessen denn der Sache selbst geschuldet waren. Deshalb bin ich schon in der Diskussion letzte Woche den Verdacht nicht losgeworden, dass die Einschränkungen der Editierbarkeit weniger vorgenommen wurden, um die Übersichtlichkeit der Beiträge sicherzustellen, sondern vielmehr, um vorhandenen Content und damit Wert des Forums zu sichern, bevor dieser von einer ständig steigender Anzahl verärgerter User gelöscht wird. Ich habe Kaldis Links gesehen und muss gestehen, dass mir von den Löschaktionen nur Ferdls aus dem vergangenen Jahr aufgefallen war. Auch wenn es in den genannten Einzelfällen ärgerlich gewesen sein mag, zumindest in meiner Wahrnehmung war die Anzahl der Fälle sehr gering im Vergleich zu dem ständig neu zur Verfügung gestellten Input. Für mich sind diese Fälle in ihrer Summe und in Relation zur Gesamtheit der Beiträge vernachlässigbar und rechtfertigen irgendwie nicht die jetzt neu eingeführten Beschränkungen.
Ich habe es letztens schon einmal Heiko in einer PN geschrieben (vielleicht ist die Aussage ein wenig überzeichnet, denkt einfach nur mal darüber nach): stellt euch einmal FPVC in seiner heutigen Form vor, streicht die genialen Bauberichte und Technikbeiträge jener 10% Poweruser (die in Wirklichkeit vielleicht zwei drei oder vier Dutzend ausmachen), streicht die beiden Topentwicklungen, die derzeit hier in FPVC maßgeblich vorangetrieben werden, nämlich die Software um das Naze32 und den Brushless Gimbal, und dann schaut mal genau hin, was dann übrig bleibt. Richtig, ein dennoch von den Userzahlen rasant wachsendes Forum, welches aber überwiegend von Anfängerfragen geflutet wird, die jedoch immer weniger häufig beantwortet werden. Ein durchschnittliches Laberforum wie viele andere auch, in dem sich die Umgangsformen schnell besagten anderen Foren anpassen werden.
Roberto hat sich nun wohl entschieden, im Paralleluniversum weiterzumachen, vermutlich werden sich dem einige Mitstreiter anschließen, weil es einfach zu lästig ist, eine Sache in zwei Foren parallel zu entwickeln. Befürchtungen vor dieser Entwicklung sind sehr nachvollziehbar und, wie das Beispiel Roberto zeigt, auch nicht einmal unberechtigt. Die Frage ist nur, ob die reflexhafte Einführung neuer Regeln, die von gerade jenen Powerusern als unangemessene Gängelung aufgefasst wird, die richtige Reaktion ist.